Muttertag
Meine Mutter in den zwanziger Jahren.
Eine Antwort an einen Freund im Forum der Neuen Presse Hannover. http://forum.neuepresse.de/showthread.php?p=807757
Ja, lieber Chris, wunderbar was Du über Deine Mutter schreibst – aus Kindern, die mit der Liebe ihrer Mutter aufwachsen durften, werden in der Regel „Menschen – Menschen die Menschen brauchen“ – wahrer klingt für mich: lieben.
Meine Mutter, (Ruhrgebiet) war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges siebzehn, mein Vater (Hamburg)achtzehn. Meine Mutter arbeitete, wie viele Frauen damals, bei der Eisenbahn im Gleisbau und als Bremserin auf Waggons, die Männer hatten ja „besseres“ zu tun. Mein Vater „zog in den Krieg“, (Verdun) wie man so sagte, als ginge es auf Wanderschaft.
Meine Eltern haben also die Wahnsinnszeiten beider Weltkriege, sehr hautnah mitmachen müssen. Meine Geschwister „nur“ die Adolf-Nazi-Zeit. Ich kam erst 1942 zeitnah zum Muttertag dazu.
Der Muttertag (liebe Kaspar) entstand in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis gründete 1865 eine Mütterbewegung. 1870 wurde von Julia Ward Howe ein peace and motherhood Tag ins Leben gerufen. Der hatte zum Ziel, die Söhne nicht mehr in Kriegen zu opfern.
Dieser Blick auf den heutigen Muttertag ist leider nicht mehr bekannt und mit Blick auf Afghanistan und anderen Kriegsschauplätzen in der Welt, wohl auch nicht mehr gewollt. Unsere Kanzlerin ist keine Mutter… ich will ihr das nicht ankreiden… und doch…
Ich war dabei 1983, da lebte meine Mutter schon nicht mehr, als ich ihr zu Ehren ins St.-Pauli-Stadion in Hamburg zur Veranstaltung mit Ida Ehre ging, die vor 25.000 Menschen die Worte von Wolfgang Borchert ausrief:
„Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!
Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:“